Disclaimer: Ich bin keine Ärztin. Sämtliche „Empfehlungen“ dieses Blogposts beruhen lediglich auf meinen Erfahrungen und sind keine allgemeingültigen Leitlinien!

Beikost einführen. Direkt nach dem „richtigen“ Schlafritual ist wohl die Frage nach dem WANN und WIE bei der Beikosteinführung diejenige, die Eltern wenige Monate nach der Geburt ihres Babys beschäftigt. Während einige es kaum abwarten können, ihrem Kind feste Nahrung anzubieten, wollen andere lieber noch eine Weile am Stillen oder Fläschchengeben festhalten. Doch welche Richtlinien gibt es eigentlich und warum sollte ich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Beikost beginnen? Und wie? Diese Fragen will ich heute ein wenig beleuchten.

Beikost einführenFrüh Beikost einführen– Wieso?

Beikost soll frühestens mit Beginn des 5. und spätestens mit Beginn des 7. Lebensmonats eingeführt werden. Viele „Experten“ drängen Eltern MEINER MEINUNG nach viel zu früh zum Beikoststart. Die Gründe dafür sind vielfältig, wenn auch nicht unumstritten. Zum einen sagt man, dass nach 4-6 Monaten des ausschließlichen Stillens (oder Fläschchengebens) die Eisenspeicher des Babys weitestgehend erschöpft sind und es darum eisenreiche Nahrung (Ärzte nennen dann als erstes Fleisch, wobei Hirse im Vergleich zu Rindfleisch beispielsweise mehr als die dreifache Menge Eisen auf 100 Gramm hat) zu sich nehmen soll. Hierzu ist zu sagen, dass Babys einen sehr vollen Eisenspeicher besitzen, der sie die ersten Lebensmonate gut vor Eisenmangel schützt. In Muttermilch ist zwar vergleichsweise wenig Eisen enthalten, allerdings wird es wegen des hohen Laktose- und Vitamin C Gehalts der Muttermilch sehr gut verwertet (zu 49 % im Gegensatz zu 10 % des Eisens bei Kuhmilch und 4 % bei mit Eisen angereicherter Flaschennahrung). Eine Untersuchung an vollgestillten Babys (also NUR Muttermilch, keine Beikost) ergab, dass Babys die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem und auch zwei Jahren deutlich höhere Eisenwerte aufwiesen als jene Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane, 1995). Flaschennahrung enthält etwa 20 Mal mehr Eisen als Muttermilch. Dadurch wird die weniger gute Aufnahme des Eisens (im Vergleich zur Muttermilch) ein wenig ausgeglichen. Soviel zum Thema Eisen. Auch aus Gründen der Allergieprävention empfehlen viele „Experten“ einen möglichst frühen Start beim Beikost einführen. Wer sich hier näher informieren will, klickt einen der Links am Ende meines Blogposts.

Warum so viel Druck beim Beikost einführen?

Der Druck, der Eltern von vielen „Experten“ in Sachen Beikost einführen gemacht wird, ist enorm. Hiermit meine ich nicht nur manche Kinderärzte sondern auch „Experten“ aus dem Freundeskreis und der Verwandschaft. Viele haben heutzutage auch schlicht verlernt, auf die eigene Intuition und die Signale des Kindes zu hören. Warum dem Kind mit 5 Monaten Brei geben, wenn der Zungenreflex noch da ist und alle Nahrung wieder rausgeschoben wird? Klar, essen muss geübt werden. Die Zungenbewegung, die für das Hin- und Herschieben der Nahrung im Mund und das Herunterschlucken notwendig ist, muss tatsächlich erst erlernt werden. Ab dem 5. Lebensmonat sind die meisten Säuglinge dazu in der Lage, weshalb man es natürlich einfach ausprobieren kann. Den meisten Babys schadet es jedoch auch nicht, mit dem Beikost einführen einfach so lange zu warten, bis das Kind selbst signalisiert, dass es essen möchte.

Beikost einführen

Auf die folgenden gängigen Beikostreifezeichen kann man dabei achten:

  • das Baby kann (mit Unterstützung) aufrecht sitzen
  • es kann den Kopf alleine halten
  • der Zungenstreckreflex ist verschwunden
  • es zeigt grundlegendes Interesse am Essen (nur dem Löffel der Eltern nachschauen ist nicht zwangsläufig ein Signal, da Babys sich bewegende Objekte grundsätzlich interessant finden)
  • es kann selbstständig mit den Fingern Essen aufnehmen und in den Mund stecken

Im Zweifel oder bei deutlichen Anzeichen eines Nährstoffmangels (z.B. keine Gewichtszunahme, keine ausreichend vollen Windeln, ständige Müdigkeit/Schlappheit, etc.) kann der Arzt auch einen Bluttest machen, um beispielsweise einen Eisenmangel zu diagnostizieren. Das sollte aber (wie jeder Eingriff am Kind) gut abgewägt werden. In den meisten Fällen schadet es nicht, mit dem Beikost einführen einfach noch ein wenig abzuwarten.

Beikost einführen

Beikost einführen – wie läuft es bei uns?

Mathilda hat ca. ab dem 8. Monat (also NACH dem 7. Monat) Beikost bekommen. Ich habe ihr zwar mit 6 Monaten immer wieder mal selbstgekochten Brei oder Fingerfood angeboten aber sie wollte nicht, spuckte alles wieder aus und hatte schlicht keine Lust. Klar, durfte ich mir aus dem Umfeld immer mal wieder Sprüche anhören. Aber was sollte ich machen? Mein Kind zum Essen und zum „am Tisch sitzen“ zwingen? Niemals! Zwang und Druck sind nie gut und können in Sachen Ernährung den Grundstein für später auftretendes problematisches Essverhalten legen (bei Interesse suche ich Euch gerne auch Studien heraus). Also haben wir ohne Zwang und Druck einfach in Mathildas Tempo weitergemacht und so geht es bei uns bis heute. Sie ist jetzt 13 Monate alt und noch immer findet sie Milch viel toller als essen. So what!

Sie bekommt mittlerweile morgens und mittags Fingerfood. Morgens beispielsweise Brot mit verschiedenen Belägen (Frischkäse, Hummus, Avocado, Butter, Erdnussmus,…), dazu Obst und stark verdünnten Saft, Tee oder Wasser wenn sie mag.  Mittags gibt es meist dampfgegartes Gemüse (Favorit ist derzeit Zuchini), Vollkornnudeln, Reis oder Kartoffeln und 1-2 Mal pro Woche Fleisch oder Fisch. Zucker bekommt Mathilda keinen. Ich achte sehr darauf, dass in Snacks (z.B. Hirsekringel, Dinkelkekse, etc.) kein zugesetzter Zucker enthalten ist. ABER: Wenn ich gerade in ihrer Anwesenheit z.B. ein Stückchen Käsekuchen esse und sie unbedingt probieren will, dann darf sie mittlerweile auch mal ein ganz kleines Gäbelchen probieren. Schokolade oder Ähnliches (Nutella z.B.) darf sie nicht probieren, weshalb ich das nur esse, wenn sie nicht dabei ist. Vor ihrem 1. Geburtstag war ich da sehr streng und habe absolut keinen Zucker zugelassen. Mittlerweile sind solche kleinen Ausnahmen für mich okay, weil das wirklich so extrem selten vorkommt, dass ich es nicht schlimm finde. Abends gibt es einen Haferbrei mit (Pre-)Milch und etwas Obstbrei.

Wie viel isst Mathilda?

Das ist von Tag zu Tag unterschiedlich. Manchmal haut sie richtig rein, an anderen Tagen isst sie wie ein Spatz. Manchmal möchte sie nur trockenes Brot oder nur Zuchini oder isst fast eine ganze Banane. Ein anderes Mal isst sie wieder fast gar nichts und trinkt lieber nur Milch. Pre-Milch ist hier immer noch Hauptnahrungsquelle und momentan trinkt Mathilda etwa zwei Mal täglich (immer vorm Schlafengehen) 160ml Milch, abends dann etwa 200ml (je nach dem wie viel sie zum Abend gegessen und getrunken hat) und nachts noch 1-2 Mal jeweils ca. 120ml. Aber auch die Trinkmenge variiert bei ihr sehr stark.

Beikost einführen

Was tun, wenn das Kind nicht essen will?

Es ist schwierig, einfach nichts zu tun, das weiß ich. „Mein Kind isst nicht“, bedeutet in den meisten Fällen aber gar nicht, dass das Kind absolut nichts isst sondern in der Regel nur nicht dann WANN und das WAS die Eltern wollen. Ich würde als Tipp geben, die Kleinen möglichst früh mit am Tisch sitzen zu lassen. Für viele Hochstühle gibt es sogar Neugeborenen-Aufsätze für die Kinder, die noch nicht selbstständig sitzen können. So sehen sie schon früh, was am Esstisch gemacht wird und können in ihrer natürlichen Neugier bereits entdecken und schauen und signalisieren (z.B. nach Essen greifen). Manche Kinder (so auch Mathilda) hören auch nach 1-2 Bissen aus zu essen, weil ihnen im Hochstuhl einfach langweilig wird. Ein Spielzeug kann helfen („beim Essen wird nicht gespielt“ halte ich für ziemlich veraltet) und wenn das Kind mehr auf „flying Buffet“ steht, also den ein oder anderen Bissen gern auch mal auf der  Spieldecke oder beim Ausräumen der Küchenschublade verputzt, dann geht auch das. Für viele Kinder ist es einfach noch ziemlich schwierig, mehrere Minuten konzentriert zu essen und sitzen zu bleiben. Das Kind wird trotzdem lernen, dass Essen hauptsächlich am Tisch stattfindet und es wird trotzdem irgendwann eine „richtige“ Tischkultur erlernen. Ich sehe das eher locker. Sollten dennoch ernsthafte Bedenken bestehen, dass das Kind nicht isst, kann natürlich Fachpersonal aufgesucht und befragt werden (Stillberaterinnen, Ärztinnen,…).

So und jetzt interessiert mich Eure Erfahrung in Sachen Beikost einführen! Sind Eure Kleinen gute oder schlechte Esser? Wann und wie habt Ihr die Beikost eingeführt? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Weiterführende Links:

Warum Beikostreifezeichen so wichtig sind
Beikoststart – Richtlinien und Anhaltspunkte
Risiken künstlicher Säuglingsnahrung >Dieser Link ist nur relevant, wenn Du noch überlegst, ob Du stillen solltest
Infos zur Beikosteinführung vom Europäischen Institut für Stillen und Laktation

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