New York mit Kleinkind – War das eine gute Idee? Mit Kleinkind verreisen ist toll. Oder? Schließlich nutzen ganz viele Familien ihre Elternzeit, um eine schöne lange Reise zu planen. Wann hat man schließlich mal die Gelegenheit, dass beide Eltern so viel Urlaub nehmen können, das Kind noch nicht auf Schulferien angewiesen ist und man generell super flexibel ist…
Nun gut, eine Elternzeitreise haben wir nicht gemacht und haben es auch erst einmal nicht vor. Stattdessen standen wir Anfang des Jahres vor der Frage, wo wir dieses Jahr hin verreisen wollen. Nach Griechenland, Österreich und Portugal im letzten Jahr zog es uns dieses Jahr wieder in die Ferne. Ich möchte hier jetzt keine Diskussion zum Thema Ökobilanz von Flureisen lostreten. Uns ist bewusst, dass wir unseren eigenen CO2-Fußabdruck damit ziemlich deutlich vertiefen und die Möglichkeiten von CO2-Kompensation und absolutem Verzicht (von Flugreisen) sind uns ebenfalls bewusst. Zurück zum Thema: wie kam es dazu, dass wir uns für die Ostküste der USA (erst New York City, dann North Carolina) entschieden haben?
Wieso wir uns für diesen Trip entschieden haben
Zuerst wollten wir nach Kanada reisen. Ganz wildromantisch mit einem Wohnmobil eine schöne Rundreise planen. Schnell wurde uns aber bewusst, dass das mit unserer wilden Mathilda, zum Zeitpunkt der geplanten Reise 20 Monate alt, wohl eher stressig statt romantisch wird. Was, wenn wir kaum vorankommen, weil sie keine Lust auf Autofahren hat? Was werden wir überhaupt sehen und besichtigen können, wenn sie „mies drauf“ ist? Und wie ist das, wenn man abends bei 3-8 Grad im Dunkeln auf einem Campingplatz ankommt und dann vor dem Wohnmobil sitzen muss, weil drinnen das Kind schläft? Kurz gesagt: uns war das alles zu riskant und so starb auch dann schnell unsere Idee von einem Roadtrip entlang der Ostküste der USA. Roadtrip mit Kind…für uns irgendwie unvorstellbar.
Also „nur“ New York und danach zum Entspannen nach North Carolina ans Meer. Perfekt. Dachten wir 😉 Ob New York mit Kleinkind wirklich so perfekt war, erzähle ich Euch jetzt gern im Detail und liefere gleich noch ein paar Tipps, was Ihr auf Eurer Reise nach New York mit Kleinkind beachten solltet, um wirklich einen schönen Urlaub zu haben.
New York mit Kleinkind – Planung ist das A und O
Wie bei jeder Reise mit Kind(ern) ist auch für eine Reise nach New York mit Kleinkind die Planung das aller Wichtigste. Das fängt schon bei den Fragen zum Langstreckenflug an. Die wichtigsten Fakten zum Fliegen mit Kleinkind werde ich Euch bei Interesse noch einmal in einem extra Blogpost zusammenfassen. Weiter geht es mit der Frage: Welche Unterkunft buche ich? Wir haben uns wie so oft für ein AirBnB entschieden. Vorteil von AirBnBs ist, dass Ihr hier oft deutlich mehr Platz habe als in einem winzigen Hotelzimmer und somit eventuell auch abends noch einmal kurze Zweisamkeit verbringen könnt, während das Kind z.B. im Nebenzimmer schon im Bett liegt. Den Luxus mehrerer Zimmer hat man je nach Budget in normalen Hotels ja eher nicht. Ihr könnt bei AirBnb gezielt nach Familienfreundlichen Apartments filtern, achtet darauf, dass der Vermieter Euch ein Reisebett für das Baby/Kleinkind zur Verfügung stellen kann, falls Ihr eins benötigt (zur Not einfach freundlich nachfragen, ob es möglich wäre).
Als nächstes steht dann meist die Frage nach dem Flughafentransfer auf dem Plan. Was Ihr wissen müsst: In den USA sind Kindersitze Pflicht! Transportiert Ihr Euer Baby oder Kleinkind ohne einen geeigneten Sitz, riskiert Ihr Geldstrafen und im Falle eines Unfalls zahlt natürlich auch keine Versicherung. Oberste Priorität sollte ohnehin die Sicherheit Eures Kindes sein, weshalb ich persönlich niemals (!) ohne einen Kindersitz auch nur 2 Kilometer weit fahren würde! Die New Yorker Taxis und die aller meisten Shuttle Services, die von den Flughäfen in die Stadt fahren haben aber keine Sitze! Im Idealfall passt Euer Kind noch in die Babyschale. Diese könntet Ihr dann (bei Eignung) sogar im Flugzeug (auf eigenem Sitzplatz) verwenden oder als Sperrgepäck mitnehmen. Die EU Kindersitze sind in den USA nicht zugelassen. Ergo: Wieder riskiert Ihr eine Geldstrafe oder nicht haftende Versicherung, wenn Ihr eure Babyschale im Taxi ordnungsgemäß installiert. ABER: so fahrt ihr allemal sicherer, als mit dem Kind auf dem Schoß!
Option 3 wäre Uber. Der Fahrdienst bietet Kindersitze an. Die Sitze sind meines Erachtens reine Sitzerhöhungen mit Kopfstütze und 3-Punkt- oder 5-Punkt-Gurt. Sie entsprechen keinesfalls dem Standard eines hochwertigen Reboarders (mehr zum Thema Reboarder HIER). Allerdings ist es wieder besser als nichts und im Falle eines Unfalls minimiert sich das Risiko schwerster Verletzungen dadurch immerhin. Beachtet also bei Eurer Reise nach New York mit Kleinkind, dass die Fortbewegung mit Mietwagen oder Taxi immer mit sich bringt, dass Ihr auch einen geeigneten Kindersitz einplanen solltet.
New York mit Kleinkind – Fortbewegung in der City
In Manhattan (bis Brooklyn und New Jersey) bewegt man sich am bequemsten mit der U-Bahn fort. Schnell, unkompliziert und ein super ausgebautes und leicht verständliches Schienennetz und die Kosten sind mit 33 Dollar für ein 7-Tages Ticket wirklich günstig. Kinder unter drei Jahren und bis ca. 1.10m Körpergröße brauchen kein Ticket. Wer mit dem Buggy oder Kinderwagen unterwegs ist, muss bedenken, dass es nur wenige Aufzüge gibt, die zu den Stationen hinunter (und wieder rauf) führen. Man sollte also immer zu zweit unterwegs sein, damit man den Wagen die Treppenstufen sicher hinunter tragen kann. Da die New Yorker generell aber sehr hilfsbereit sind, findet sich auch immer jemand, der einem ungefragt oder nach einem freundlichen „Would you mind helping me with the stroller?“ die Stufen mit dem Buggy hinauf oder hinunter hilft.
Taxi, HopOn HopOff Busse, Shuttle Services und andere Fortbewegungsmittel funktionieren natürlich auch. Der Verkehr in New York bremst einen aber gerade zur Rush Hour sehr aus und wie bereits erwähnt gibt es in keinem der genannten Verkehrsmittel sichere Kindersitze!
New York mit Kleinkind – Was unternehmen?
Ich habe vor unserer Reise sämtliche schöne Spielplätze von New York herausgesucht und mir in einer google Karte gespeichert. Eine tolle Übersicht über Spielplätze findet Ihr auch HIER und HIER und auch HIER . Wir haben extra immer genug Spielplatz-Zeit eingebaut weil unser Wirbelwind Mathilda einfach nicht der Typ Kind ist, der den ganzen Tag friedlich im Buggy sitzt und sich schieben lässt. Sie braucht viel „Auslauf“, haha. Die meisten Spielplätze in New York haben in den Sommermonaten Wasserstellen mit kleinen Becken, Bachläufen, Springbrunen usw. Es empfiehlt sich also, immer einen Satz Wechselklamotten und ein kleines Handtuch oder ein großes Pucktuch zum Trocknen dabei zu haben. Denn selbst, wenn die Eltern anders planen: vom Wasser werden die Kids meist magisch angezogen 🙂 Generell muss man nicht zwingend vor der Reise nach Spielplätzen suchen. Es findet sich an fast jeder Ecke einer. Alle Spielplätze in New York sind eingezäunt, sodass die Kinder nicht auf die Straße rennen können. Das ist wirklich ein riesiger Pluspunkt.
Neben Spielplätzen gibt es in New York auch das Children’s Museum of Manhattan, das quasi ein großer Indoor-Spielplatz ist, den man vor allem bei Regentagen aufsuchen kann. Auch das Naturkundemuseum „American Museum of Natural History“ ist für viele Kinder bestimmt super spannend. Nirgends sonst habe ich so tolle Ausstellungen gesehen. Ob Dinosaurier oder ein riesiger unter der Decke schwebender Blauwal. Selbst Erwachsene haben hier einiges zu gucken und zu staunen.
Jeden ersten Dienstag im Monat bieten New York’s Museen kostenlosen Eintritt. Im Naturkundemuseum ist der Ticketkauf ohnehin optional. Die Preise gelten als eine „suggested donation“ also eine „empfohlene Spende“ (ihr müsst also nicht zwingend Eintritt zahlen). Auch hier sind Kinder unter 2 Jahren immer kostenlos.
Was gibt es sonst noch?
New Yorks Parks bieten gerade im Sommer eine tolle Auswahl an Aktivitäten, auch für Kinder. Das ist zum Beispiel der Hauptgrund, warum ich New York mit Kleinkind in den eisigen Wintermonaten eher nicht empfehlen würde. Im Bryant Park beispielsweise gibt es häufig eine Art Spielemobil mit vielen Spielgeräten, ganz unkompliziert zum Ausleihen. Mathilda hat sich dort einfach zu einer Gruppe Kinder gesellt, die gerade mit Erwachsenen mit einem Fallschirmtuch gespielt haben. Auch Bücher gibt es dort in einer speziellen Lese-Ecke sowohl für Erwachsene als auch für Kinder zum Ausleihen und anschauen.
Essen in New York mit Kleinkind
Zugegeben sind wir auch zuhause absolut keine Restaurantgänger. Da Mathilda mit ihren fast 2 Jahren einen erheblichen Bewegungsdrang hat und keine 5 Minuten sitzen möchte, ist uns das meist zu stressig und wir essen lieber zuhause. In New York haben wir uns immer etwas ToGo geholt und das dann im nächstgelegenen Park verspeist, sodass Mathilda nebenbei herumlaufen konnte, ohne dass wir sofort aufspringen mussten. Es gibt mittlerweile super viele Möglichkeiten, gesund zu essen. Chopt, Mulberry & Vine, Digg Inn und sweet greens sind nur einige Ketten, die gesunde Bowls anbieten, bei denen auch die Kids mitessen können (z.B. Reis, Süßkartoffel, Gemüse, etc.). Die üblichen Fast Food Ketten, Bagels, Eis, Brezeln an jeder Straßenecke etc. findet Ihr in New York natürlich ebenfalls.
Und was habt Ihr so gemacht?
Erstaunlicherweise haben wir „trotz“ Kleinkind an Board doch recht viel gesehen. Wir waren auf dem Rockefeller Center, auf dem One World Observatory (beides in meinen Augen absolute „MUST Dos“), haben uns den neuen Hudson Yards Komplex angeschaut, sind über den Times Square geschlendert und waren in unzähligen Parks. Mathilda war besonders begeistert von der New Yorker Feuerwehr, die übrigens suuuper kinderfreundlich ist. Wenn Ihr also mal an einer Garage des FDNY vorbeikommt, scheut Euch nicht, freundlich Kontakt aufzunehmen. Die Firefighters lassen Euer Kind garantiert einmal die coolen Feuerwehrautos aus der Nähe betrachten. Ansonsten sind wir noch nach Brooklyn gefahren (toller Spielplatz im Brooklyn Bridge Park), über die Brücke zurück nach Manhattan gelaufen, haben das 9/11 Memorial angeschaut, sind mit der Staten Island Ferry und viiiiel mit der Subway gefahren und haben im Park am Flat Ion Building den Musikern gelauscht und die Eichhörnchen beobachtet.
Kannst Du New York mit Kleinkind empfehlen?
Ja. Man muss sich aber bewusst machen, dass es ein ganz anderer Städtetrip ist, als wenn wir ihn alleine gemacht hätten. Mathilda war nicht so begeistert vom vielen Buggy fahren und getragen werden, weshalb uns die entspannte Woche danach in North Carolina als Erholung nach New York richtig gut tat. New York City ist kein „Urlaub“ sondern eine Reise. Ausßerdem sollte man sich lieber weniger vornehmen, da man mit Kind meist ohnehin nicht jede Planung einhalten kann. Flexible Tickets für unbedingt geplante Attraktionen buchen (wir hatten z.B. den New York Sightseeing Pass) und viele Pausen über den Tg verteilt einplanen, in denen man nicht von A nach B läuft oder fährt (wir sind laut Schrittzähler durchschnittlich 15km pro Tag zu Fuß unterwegs gewesen). Ich würde es wieder machen und beim nächsten Mal dann evlt. Noch andere Dinge anschauen, die selbst ich nach mittlerweile 7 Mal New York und einem längeren Aufenthalt dort noch nicht kenne. Ich denke, so lange das Kind in einen Buggy passt, ist es auch noch einmal einfacher, sich fortzubewegen. Ab 4 oder 5 Jahren würde ich dann vermutlich die HopOn HopOff Busse bevorzugen, damit man nicht so viel laufen muss und trotzdem viel von der Stadt sieht.
Was meint Ihr? Würdet Ihr mit Kleinkind nach New York reisen oder generell in eine so turbulente Stadt? Wart Ihr vielleicht schon einmal in New York? Schreibt es mir gerne in die Kommentare! Ich freue mich!
One comment
Böckh
Zuerst war ich ein wenig skeptisch, aber nachdem ich deine Artikel gelesen habe, muss ich sagen, dass dein Blog wirklich ein Vergnügen ist! du hast definitiv einen anderen Leser!